Die Freitagskrise

…ein kleiner Gastbeitrag von meinem „Lehrer-Ich„:
Als wären die Tage an der Berliner Problemschule nicht schon abenteuerlich genug, kommt nun auch noch der Mathelehrer Altmann auf mysteriöse Weise ums Leben. Da stimmt doch was nicht, denken die Kolleginnen Frl. Krise und Frau Freitag: Musiklehrerin Johanna Schirmer postet überraschende Details über ihre Affäre mit ihm, die Cousins einer türkischen Schülerin hatten Rache geschworen, seine sehr junge, sehr schwangere Witwe versteht sich etwas zu gut mit ihrem Powerplate-Trainer und Schüler Ali hat eine Rechnung zu begleichen… Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln – und das alles neben dem ganz alltäglichen Schulwahnsinn. (Klappentext)
Für Uneingeweihte nur eine kurze Vorbemerkung: „Frl. Krise“ und „Frau Freitag“ sind Lehrerinnen an einer sogenannten „Problemschule“. Ihre Erfahrungen mit „der Jugend von heute“ sammeln und verarbeiten sie nicht nur beim gemeinsamen Kaffeepläuschchen sondern vor allem in ihren jeweiligen Blogs; Sammlungen von Blogartikeln sind bereits in Buchform erschienen. Nachdem „Frl. Krise“ schon darauf hingewiesen hatte, dass sie überhaupt erst wegen ihrer Freundin „Frau Freitag“ angefangen hat zu bloggen, wurde es offenbar Zeit für ein gemeinsames Projekt. Die Bücher respektive Blogs der beiden ähneln sich inhaltlich – manchmal auch sprachlich-stilistisch ebenfalls sehr; zumindest ich war mir bei der Lektüre von „Frl. Krises“ gesammelten Werken nicht immer sicher, ob ich nicht vielleicht doch das heimliche dritte „Frau-Freitag“-Buch in Händen hielt.
Worum geht es? Am ehesten kann man die Handlung des Buches beschreiben als von Lokalkolorit (Berlin!) geprägte Anekdoten aus der Schule, in die eine Krimihandlung eingeflochten wurde. Das funktioniert nicht immer gleichermaßen gut; ein Problem dürfte es vor allem für diejenigen Hörer/Leser sein, die bereits andere Werke der Autorinnen kennen bzw. regelmäßig deren Blogs verfolgen: Irgendwann wird es halt arg gleichförmig… Ebenso werden regelmäßige Krimi-„Konsumenten“ (zu denen zähle ich mich explizit nicht, denke aber, zumindest ausreichend viele gelesen zu haben, um ein gewisses „Muster“ zu erkennen) feststellen, dass das klassische Mitfiebern und vor allem -kombinieren beim Falllösen nicht so recht klappen will; eine zu große Rolle spielt der Zufall bei der Handlung. Ein bisschen offen bliebt der Schluss ohnehin dann noch…
Carolin Kebekus und Joseline Gassen, Schauspielerinnen mit Komödien- und Medienerfahrung, hauchen in dieser ungekürzten Hörbuchfassung, bestehend aus 5 regulären Audio-CDs, „Frl. Krise“ und „Frau Freitag“ Leben ein. Ich gehe mal davon aus, dass die „echten“ Damen (authentisch scheinen sie ja bis zu einem gewissen Grad zu sein) die Zeit zum Sich-selbst-Verkörpern nicht hatten oder es einfach zur Bewahrung ihrer Geheimidentität etc. nicht ratsam erschien. Als Lehrerinnen sollten sie ja zumindest das publikumswirksame Sprechen beherrschen 8) Stimmlich und artikulatorisch scheinen sie mir auch zu passen – zumindest kann ich mir die zwei Blogger- bzw. Lehrerinnen, die verschiedenen Generationen angehören, auch in den „älteren“ Texten, die ich schon gelesen habe, gut mit diesen Stimmen vorstellen. Die Umsetzung ist dabei allerdings technisch nicht immer optimal: Natürlich werden, so ist es der traditionelle Stil, verschiedene Passagen von „Frl. Krise“ respektive „Frau Freitag“ in einer Art Tagebuch geschildert („Blog“ steht ja bekanntlich für „Web-Log“, also „Internet-Tagebuch“), aber wäre es denn, wenn man schon zwei Sprecherinnen für die beiden Protagonistinnen engagiert, zuviel verlangt gewesen, Dialoge tatsächlich mit verteilten Rollen zu sprechen statt von der jeweiligen Tagebuchführerin die Aussagen jeweils beider Figuren vorlesen zu lassen? Ein noch „technischeres“ Problem betrifft „Frl. Krises“ S-Laute: Liegt es an der Aufnahme oder der Sprecherin selbst, dass ich hier immer wieder ein leichtes Lispeln heraushöre?
Es ist wirklich schwierig, hier eine Empfehlung für den/die potenzielle(n) Käufer(in)auszusprechen – einerseits kann es von Vorteil sein, die beiden Charaktere bereits „kennen- und liebengelernt“ zu haben, wie es so schön heißt, um das (Hör-)Buch als eine weitere (wenn auch wesentlich fiktivere) Folge ihrer bekannten Abenteuer gut zu finden; andererseits ist es vielleicht gerade von Vorteil, noch nicht „Krise/Freitag-übersättigt“ zu sein, wodurch das ganze Konzept einfach frischer wirkt, weil man eben die anekdotenhaften Schulalltagsszenen noch nicht so häufig gehört/gelesen hat. Ich hatte erst vor, 3 1/2 Sterne zu vergeben (was dann auf 4 aufzurunden gewesen wäre), mich aber dann doch entschlossen, bei den Dreien zu bleiben: Irgendwie knirscht mir hier doch zu viel im Getriebe.
Ich bedanke mich auf jeden Fall beim Argon-Verlag für das kostenlose Rezensionsexemplar und wieder einmal BloggDeinBuch.de für die Vermittlung. Bestellen kann man das Hörbuch z.B. bei Amazon oder direkt beim Verlag.

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