Neuerscheinung: Zurück in die Zukunft – Top Movies

topmoviesÜber einen Mangel an Publikationen zum Thema „Zurück in die Zukunft“ konnte man sich in letzter Zeit in der Tat nicht beschweren. Da gab es die Essay-Sammlung „The Worlds of Back to the Future“ von Sorcha Ni Fhlainn, ein Buch aus der Reihe „BFI Film Classics“ von Andrew Shail & Robin Stoate und – erst kürzlich erschienen – die Chronologie von „Hasslein Books“ (eine Anspielung auf ihr Erstlingswerk über „Planet der Affen“), die ein wenig früher mit „A Matter of Time“ auch ein Lexikon von Personen und Begriffen herausgebracht haben; wer regelmäßig das etwas häufiger aktualisierte Facebook-Blog von www.hillvalley.de liest, wird die Links dorthin vielleicht bereits gesehen haben, und auch, dass es wieder einmal ein Fall von nervigen, realitätsfernen Copyright-Gesetzen ist: Dem DeLorean auf dem Cover fehlt das „DMC“-Logo. Aber ich schweife ab…
Das nun vorliegende Buch, das unter der Ägide der Kino-Zeitschrift „Moviestar“ erschienen ist, beschäftigt sich zunächst mit den Karrieren der Hauptbeteiligten, wobei ich mich darüber gefreut habe, dass auch einmal der Kameramann Dean Cundey (der bekanntlich auch eine Gastrolle in Teil 3 hatte) dabei ist. Auch die Kurzbiographien der Herren Zemeckis, Spielberg, Fox, Lloyd und Wilson sowie von Ms. Thompson sind goldrichtig (Bob Gales Bio taucht komischerweise erst später in einer Textbox auf, dagegen sind Kathleen Kennedy und Frank Marshall noch vorne vertreten). Besonders schön fand ich in diesem Teil die Inklusion des „Question Song“ von Tom Wilson, der selbstironisch davon berichtet, wie nervig er manche Interviewfragen findet, bei denen er immer auf die Rolle des „Biff“ reduziert wird. Eine deutsche Übersetzung wäre hier aber sinnvoll gewesen, nachdem es sich ja jetzt endlich einmal um das lange überfällige Buch für den deutschen Markt handelt.
Ab S. 40 (von knapp über 100) geht’s dann erst mit den Kapiteln über die Filme los, wobei auch hier noch einzelne Biografien nachgereicht werden, u.a. auch vom ursprünglichen Marty McFly Eric Stoltz. Teil 1 und 2 bekommen dabei je ca. 20 Seiten, Teil 3 nur noch ca. 10, was unter anderem wohl der bekannten „Back to back“-Produktionsweise von Teil 2 und 3 geschuldet sein dürfte, für die es ursprünglich ja ein gemeinsames Drehbuch namens „Paradox“ gab, auf das das Buch auch hinweist. Das Kapitel „Abseits der Filme“ hätte man – gerne auf Kosten des 40-seitigen Einleitungs-Teils mit den Bios – etwas ausführlicher gestalten können: Zur Zeichentrickserie und den Comicheften gibt es definitiv mehr zu berichten, und auch „The Ride“ sowie das Drumherum in den Universal Studios gäben mehr her (Douglas Trumbull, anyone?). Auch ein paar Worte über die im angeschlossenen Souvenirladen (aber eben nicht nur dort) erhältlichen Merchandising-Produkte wären in diesem Zusammenhang, zumindest meiner bescheidenen Meinung nach, möglich und angebracht gewesen. Eher angetackert und fast ein wenig lieblos wirkt die Doppelseite über „andere Zeitreise-Filme“, wo man sich zumindest die Mühe hätte machen können, bei allen, nicht nur bei zweien von fünf, Querverbindungen zu ZidZ explizit festzustellen – Michael J. Fox hat für ein Promo-Video ja z.B. schon in der Zeitmaschine aus dem Film von George Pal gesessen
Generell muss ich auf jeden Fall das Caveat einiger der Vorrezensenten wiederholen: Etwas grundlegend Neues enthält das Buch nicht. Natürlich könnte man einwenden, inzwischen sei auch alles gesagt, aber es ist schade, dass nicht wenigstens neue Interviews geführt wurden – angeboten hätten sich, wenn man an die Herrschaften aus Hollywood nicht so leicht rankommt, für den deutschen Markt vor allem auch ZidZ-bezogene mit den Synchronsprechern, wie ich sie z.B. hier, hier und hier ja bereits vorliegen habe. Aber auch Claudia Wells, die ursprüngliche Jennifer, ist wieder „verfügbar“, nachdem sie sich sehr lange aus dem Filmgeschäft herausgehalten hatte – ich halte es für eine inhaltliche Lücke, dass sie zwar erwähnt wurde, aber im Gegensatz zu Elisabeth Shue keine eigene Kurzbiographie-Seite bekommen hat.
Der Autor bedient sich größtenteils sattsam bekannter, aber aus eben diesem Grund auch sehr solider Quellen – die Interviews aus dem Bonusmaterial der DVDs/Blu-rays machen dabei meiner Erinnerung nach einen größeren Anteil aus als es die lange Linkliste am Ende des Buches vermuten lässt, was mit ein Grund dafür ist, dass dem ZidZ-Enthusiasten nicht wirklich Neues geboten wird. Dennoch ist und bleibt das Buch in seiner Zusammenstellung einzigartig, enthält durchaus ein paar nette „Bonbons“ und lohnt sich meiner Meinung nach auch für den-/diejenige(n), der/die bereits alles, was dort zu lesen ist, einmal anderswo gelesen hat – und sei es nur zum angenehmen Zeitvertreib oder zur Erinnerung, zum Auffrischen des vorhandenen Geek-Wissens. Davon abgesehen gehört es schon deswegen in die Sammlung, weil es, wie gesagt, einen längst überfälligen Lückenschluss auf dem deutschsprachigen Markt darstellt.
Auch sprachlich ist es angenehm zu lesen und wirkt – anders als beispielsweise der „Zurück in die Zukunft“-bezogene Beitrag (und andere) aus dem Sonderheft „Die besten Sci-Fi-Filme und TV-Serien“ nicht nur mittelmäßig übersetzt bzw. aus Internetquellen (in jenem Fall tatsächlich auch von HillValley.de!) ge-copy-pastet. Grobe inhaltliche Fehler habe ich praktisch nicht gefunden, allerdings schon ein paar Stellen, bei denen offenbar das Lektorat / die Endkontrolle geschlampt hat. Ja, Johnny B. Goode wird wirklich mit einem „e“ am Schluss geschrieben 😉 und auch der von einem Rezensenten-Kollegen monierte Zahlenfehler – der ursprüngliche Zeitsprung ging nur über 30 Jahre, von 1955 nach 1955 sind es 60 Jahre, sodass die auf S. 84 behaupteten Vielfachen von 50 so nicht passen – ist in meiner Ausgabe noch enthalten…
Ich komme zum Schlusswort: Hätte ich andere Schwerpunkte gesetzt, an bestimmten Stellen bestimmte andere / zusätzliche mir interessant vorkommende Hintergrundinfos integriert? Sicherlich. Ein paar Beispiele, wo ich irgendwie das Gefühl hatte, etwas Wichtiges würde fehlen, habe ich ja bereits genannt (Synchronsprecher, Claudia Wells, The Ride, The Animated Series. Merchandising…). Aber das alles ist, ich muss es hier noch einmal betonen, nur ein ganz persönliches Gefühl und tut der Gesamtqualität des Buches meiner Einschätzung nach keinen Abbruch! Wer sich noch nicht so intensiv mit dem Thema beschäftigt hat wie Fanboys meines Schlages (und da gibt es bei Weitem noch „schlimmere“, wie ich ebenfalls betonen muss 😉 ), dem würde so etwas wahrscheinlich – nach Homer Simpson – sowieso „too much information“ sein. Ich möchte dem Werk daher trotz allem (von 3,5 „aufgerundete“) 4 von 5 Rezensions-Sternchen erteilen.

Herzlichen Dank an den Autoren Tobias Hohmann, der mir persönlich ein Rezensionsexemplar zukommen ließ. Eine Vorschau gibt’s auf der Verlagsseite; zu kaufen ist es u.a. auch über den Bildlink rechts oben!

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