„All the best stuff is made in Japan“

„Gute Elektronik kommt doch nur aus Japan“, bemerkt Marty in der deutschen Synchronfassung – was nicht ganz so weit greift wie das in der Überschrift genannte Originalzitat. Nicht nur Sushi, Mangas und japanische Motorräder erfreuen sich hierzulande berechtigter Beliebtheit, sondern auch die japanische Lebens- und Denkweise weckt in diesem Zusammenhang (und bei 80er-Jahre-Retro-Fans nicht nur wegen „Karate Kid“) gesteigertes Interesse im „Westen“. Filme wie „Black Rain“ mit Michael Douglas oder „Die Wiege der Sonne“ mit Sean Connery haben ebenfalls ein fasziniertes Publikum gefunden, obwohl sie natürlich auch immer nur einzelne Facetten herausgegriffen und dramatisiert haben.
In diese Kerbe schlägt und eine diesbezügliche Marktlücke füllt nun „Der kleine Japaner“, ein Buch von Martin Niessen, das ich nach einer von genau wegen der oben genannten Werke geweckten Neugier vorgenommenen Bewerbung bei BloggDeinBuch.de vom Verlag als ePub-Version zum Rezensieren zur Verfügung gestellt bekommen habe.
Das ganze ist ähnlich wie die inzwischen berühmten „Frau Freitag„-Bücher o.ä. ein Tagebuch bzw. Blog (ursprünglich wöchentlich erschienene Beiträge) in Buchform, das die tagtäglichen Erlebnisse des Autors/Erzählers mit aktuellen Ereignissen (Fukushima nimmt natürlich eine nicht unwichtige Rolle ein) und vor allem mit dem „Japan-Filter“ vor besagten Ereignissen berichtet. Fast nebenbei lernt man schmunzelnd und aus erster Hand über kulturelle Kontraste zwischen „uns“ und „denen“ kennen. Das Thema „Mülltrennung“ beispielsweise… die Sache hat mich irgendwie an eine Geschichte von Ephraim Kishon erinnert, der in der Schweiz vergeblich nach einem öffentlichen Papierkorb sucht & ihn dann doch nicht nutzen kann, weil er – so der herbeieilende Ordnungshüter – noch neu sei und deshalb sauber gehalten werden müsse. Herrlich auch die Bemerkung über sprechende Elektrogeräte – der Aufzug, der hofft, dass man sich in ihm wohlfühlt, könnte auch „Per Anhalter durch die Galaxis“ entsprungen sein (man denke an die elektronischen Türen der „Herz aus Gold“ und Eddie, den Bordcomputer…)
Mein Eindruck insgesamt: Ich bin ja nun auch begeisterter Blogleser und nicht nur -schreiber, weil mir einfach das Format – die ideale Balance zwischen persönlich und journalistisch – so gefällt, und da hat dieses Buch bzw. der Autor (der übrigens „ganz offiziell“ für das ZDF in Japan tätig war, also kein Amateur ist) schon stilistisch meinen Geschmack getroffen. Und selbst wenn einige der satirisch-überspitzt dargestellten Fakten auch eine andere Interpretation zuließen, wie ein Amazon-Rezensent bemerkt – es mag schon sein, dass Japan doch ganz anders ist (diesbezüglich kann ich eh nicht mitreden bzw. den Autor des Buchs widerlegen), aber das Buch will sichtlich in erster Linie unterhalten und stellt ganz selbstverständlich nicht „die ganze Wahrheit“ dar, sondern einen Bericht, wie manche Gebräuche dort auf „uns Westler“ eben WIRKEN. Klar, dass da noch immer Aufklärungsbedarf bleibt, aber ich muss sagen, dass ich auch gar nicht erwartet hätte, dass die japanische Kultur hier komplett für uns enträtselt wird, sondern eher Denk- und Nachforschungsanstöße gegeben. Und davon abgesehen ist doch sowieso nichts erfrischender, als festzustellen, dass andere auch so ihre liebe Not im Leben haben, in Fettnäpfchen tapsen etc. (muss man sich ja nur mal die ganzen „Pleiten-Pech-und-Pannen-Videos bei YouTube anschauen). Ich jedenfalls habe das Buch mit großem Genuss gelesen und empfehle es mit gutem Gewissen weiter 😉
Herzlichen Dank an den Verlag „dotbooks“ und wie immer an BloggDeinBuch.de für die Vermittlung eines kostenlosen Rezensionsexemplars!

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